Virtuelle Tour auf Gorée – mit Heygo
Ein Klick und ich lande auf Gorée, einer Insel vor Dakar (Senegal).
Ich bin Alioune Diané ausgeliefert. Er ist der heutige Guide und führt mich und 64 weiterere Teilnehmende durch das UNESCO-Weltkulturerbe der Insel. Genauer: Alioune hält die Kamera seines Handys auf das, was er für sehenswert hält und erzählt dazu, was er weiß.
In dieser Situation wird mir bewusst, was das virtuelle Reisen außerdem vom Reisen vor Ort unterscheidet: Hier sind wir darauf angewiesen, was jemand anderes uns zeigt.
Ich gestehe: Das mag ich nicht so gern. Ich laufe lieber selbst rum und bestimme, was ich wie lange betrachten will.
Kostenlose virtuelle Touren mit Heygo
Aber so ist das Spiel auf Heygo [leider gibt es den Anbieter nicht mehr]. Guides vor Ort bieten ihre Touren und sogar Kochkurse an. Man kann sich zur angegebenen Uhrzeit einfach dazu schalten. Das Angebot ist kostenlos, aber die Guides freuen sich über Trinkgeld.
Unser Guide Alioune. Quelle: ehem. heygo.com
Im Chat kann ich mich mit anderen Teilnehmenden unterhalten und Alioune Fragen stellen. Ich merke, dass er die Tour schon öfter angeboten hat. Es ist bestimmt nicht leicht, die Kamera ruhig zu halten, dazu zu sprechen und auch noch auf den Chat zu reagieren.
„Door of no return“ auf Gorée: Ein Symbol für den Sklavenhandel
Wir starten im Fort, erbaut von der Kolonialmacht England. Das Gebäude sieht großartig aus, ich liebe die Farben der Mauern, die vor dem knallblauen Himmel leuchten.
Fort auf Gorée. Quelle: ehem. heygo.com
Der Ort selbst beherbergt allerdings keine fröhlichen Geschichten. Von hier aus wurde Sklavenhandel betrieben. Im Chat schweigen wir betroffen. Alioune zeigt uns die „door of no return“, von wo aus Menschen in die Neue Welt verschifft wurden.
Später lese ich, dass an der Stelle keine Boote anlegen können. Dennoch: Die „Tür“ ist ein starkes Symbol für die unrühmliche Vergangenheit der Kolonialmächte.
Alioune führt uns durch ein kleines Museum, in dem Ketten und Folterwerkzeuge ausgestellt werden. Er führt uns an Fotos vorbei, die den Besuch von Spitzenpolitikern dokumentieren, darunter Nelson Mandela und Barack Obama.
Dann verlassen wir das Fort.
Dank virtueller Touren in Echtzeit in die Ferne träumen
Langsam gewöhne ich mich daran, dass ich gar nichts machen muss. Alioune führt uns super.
Er spricht andere Tourist*innen an und fragt sie für uns, woher sie kommen (Gambia). Er zeigt uns das Haus von Blaise Diagne, dem ersten Schwarzen, der als Repräsentant in die französische Nationalversammlung gewählt wurde. Das war 1914. Alioune animiert Straßenmusiker, für uns zu singen, und gibt ihnen Trinkgeld.
Straßenmusiker auf Gorée. Quelle: ehem. heygo.com
Ich entspanne mich in die Atmosphäre hinein, betrachte Baobab-Bäume und Palmen, streunende Katzen, das Meer und die Aussicht auf Dakar.
Die Altstadt von Gorée. Quelle: ehem. heygo.com
Zum Abschluss führt uns Alioune in eine Kunstgalerie für Sandbilder. Die Künstler haben an der Kunstschule Dakar studiert. Ihre Materialien: Sand unterschiedlicher Farben, aus unterschiedlichen Orten und Ländern wie das Saloum-Delta, die Sahara, Mauretanien und Mali.
Alioune nutzt die Gelegenheit, um uns daran zu erinnern: Dieser Sand ist wie die Menschen – wir sind alle gleich, leuchten jedoch in unterschiedlichen Farben.
Sandkünstler auf Gorée. Quelle: ehem. heygo.com
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