desaströses Ich

1. Oktober 2013
Jürgen-Klauke-Hans-Mayer-INDEX-Anke-Ernst

Jürgen Klauke: “Sehnsuchtsbefall”, 1996/98, Blau getonte Fotoarbeit, 240 x 180 cm

Die Galerie Hans Mayer ist ein Urgestein der Kunstszene. Der internationalen Kunstszene. Daher wundert es mich auch nicht, dass ich beim Eintritt sofort spüre: Hier handelt es sich um eine dieser Galerien, die Werke für fünfstellige Beträge im oberen Bereich verkauft. Die Namen und Arbeiten der Künstler sind groß und selbst die Einladungskarte entspricht keinem gängigen Format – sie besteht aus festem Karton und erreicht fast DIN-A4-Umfang. Die Lage der Galerie: am Grabbeplatz – sich mit Kunstsammlung und Kunsthalle messend.

Mit Jürgen Klauke präsentiert Hans Mayer nicht nur einen Künstler, der dieses Jahr den Cologne-Fine-Art-Preis erhalten hat. Sondern hauptsächlich einen Pionier der Kunst der letzten 40 Jahre. Vor allem an der Entwicklung der inszenierten Fotografie und der Body Art, bei der der Körper sowohl als Kunstmedium als auch als Kunstobjekt dient, hat Klauke erheblichen Anteil.

Der Titel der Ausstellung desaströses Ich weist direkt den Weg zur Kunst in überwiegend Nachtblau, Schwarz und punktueller Beleuchtung. Die großformatigen Fotografien bieten verlorenen Raum und kaum Anhaltspunkte, an denen man sich festhalten kann. Spärliche Gegenstände, labil aussehende Konstruktionen, hier und da ein menschlicher Körper. Es fühlt sich an wie in einem Albtraum. Die Namen der Werke machen es nicht besser: Sehnsuchtsbefall. Großer Fetisch. Zweisamkeitsimaginierung. Ich bin gleichzeitig fasziniert und abgeschreckt, weil ich in diese karge, kalte Welt hineingezogen werde; halb will ich es. Die Eleganz der Galerie tut ihr Übriges. Schön und abschreckend. Faszinierend kalt.

Die Ausstellung ist ein Statement. Kohärent in ihrem Präsentationsraum.

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